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Gimnastyka poranna

Data: 2010-05-08 06:15:29
Autor: Wlodzimierz Zabotynski
Gimnastyka poranna
"Wie wenn man Klestil in der Kapuzinergruft bestattet hätte"
05. Mai 2010, 22:30

Bartoszewski: "Gegen jede Art von Nekrophilie"

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Wladyslaw Bartoszewski, polnischer Intellektueller, im STANDARD-Interview
 Wladyslaw Bartoszewski, prominenter polnischer Intellektueller, erörtert im
Gespräch mit Erhard Stackl und Josef Kirchengast innen- und außenpolitische
Folgen des Todes von Präsident Kaczynski.

STANDARD: Nach der Katastrophe von Smolensk, bei der am 10. April
Staatspräsident Lech Kaczynski und weitere 95 Menschen, unter ihnen
zahlreiche hohe Repräsentanten des öffentlichen Lebens in Polen, ums Leben
kamen, wird am 20. Juni ein neues Staatsoberhaupt gewählt. Ist die
Unfallursache schon bekannt, und wird sie nur aus Pietätsgründen und mit
Rücksicht auf den Wahlkampf geheim gehalten?

Bartoszewski: Nein, man kennt die Ursache nicht. Die Untersuchung solcher
Flugzeugkatastrophen dauert erfahrungsgemäß mindestens sechs bis acht
Monate.

STANDARD: Es gab in Polen, auch von Ihnen, Kritik daran, dass Lech Kaczynski
auf dem Wawel, dem historischen Königsschloss in Krakau, beigesetzt wurde.
Warum?

Bartoszewski: Bisher war kein polnischer Präsident auf dem Wawel begraben.
Nationalhelden, Nationaldichter ja, und Könige, egal ob sie gute oder
schlechte Könige waren. Aber jetzt ist das so, wie wenn man in Österreich
Bundespräsident Klestil in der Kapuzinergruft bestattet hätte.

STANDARD: Wer hat den Bestattungsort bestimmt?

Bartoszewski: Den sucht man heute. Formell war es der Erzbischof von Krakau
(Kardinal Dziwisz, ehemaliger Sekretär von Papst Johannes Paul II., Red.).

STANDARD: Hat es Sie überrascht, dass Jaroslaw Kaczyñski, der
Zwillingsbruder des verstorbenen Präsidenten, bei den Wahlen kandidiert?

Bartoszewski: Wenn Jaroslaw Kaczynski – und das hat in den letzten Tagen
schon angefangen – den großen Verlust, den er erlitten hat, als Wahlargument
verwendet, dann muss ich sagen: Ich bin ebenso gegen Pädophilie wie gegen
Nekrophilie jeder Art.

STANDARD: Nach neuesten Umfragen könnte Parlamentspräsident Bronislaw
Komorowski von der rechtsliberalen Bürgerplattform, der auch
interimistisches Staatsoberhaupt ist, schon im ersten Wahlgang gewinnen.

Bartoszewski: Für mich wäre das eine glückliche Entscheidung, nicht nur aus
Sparsamkeitsgründen. Ich kenne Komorowski persönlich sehr gut. Ich war mit
ihm zusammen unter Jaruzelski (Staatspräsident und General, der 1981 das
Kriegsrecht verhängte, Red.) in einem Lager interniert. Er ist
konservativ-liberal, mit Betonung auf beiden Worten. Das sind feine Leute,
vergleichbar, in Österreichs jüngerer Geschichte, mit den Kirchschlägers:
solid, ruhig, ausgewogen, zuverlässig, verbunden mit dem Volk.

STANDARD: Wie beurteilen Sie die Beziehungen Russlands zu Polen, die sich
durch das mitfühlende Verhalten Premier Putins nach der Tragödie vom
Smolensk doch wesentlich gebessert zu haben scheinen?

Bartoszewski: Russland zeigt besten Willen. In der Außenpolitik muss man das
berücksichtigen. Sie haben auch sehr aktiv bei der Aufarbeitung der
Katastrophe mitgewirkt. Sie haben sich entschieden, im Internet gewisse
Dokumente zu veröffentlichen ...

STANDARD: ... über die Ermordung tausender Polen bei Katyn in der Stalinzeit
....

Bartoszewski: Ja, der Fachwelt waren sie sowieso bekannt. Schon Walesa hat
von Jelzin Kopien bekommen. Aber wichtig war das für die russische
Öffentlichkeit. Und die Ausstrahlung des Films Katyn (des polnischen
Regisseurs Andrzej Wajda, Red.) im ersten Kanal des russischen Fernsehens
war eine Sensation wie Stalins Tod oder wie die Rede Nikita Chruschtschows
(1956 über Stalins Personenkult) auf dem 20. Parteitag der KPdSU. Dass sich
Präsident Medwedew und Putin entschieden haben, das zu tun, ist natürlich
gut.

STANDARD: War das eine direkte Folge der Katastrophe, oder wäre das auch so
gekommen?

Bartoszewski: Es kann sein, dass man den Menschen erklären will, was jetzt
passiert ist. Das kann der Anfang neuer Beziehungen sein. Am 9. Mai wird
Komorowski übrigens als amtierendes Staatsoberhaupt bei der Siegesparade in
Moskau (65 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs) teilnehmen. Auch
Andrzej Wajda wird da sein, als Gast von Putin.  (DER STANDARD,
Printausgabe, 6.5.2010)

Zur Person

Wladyslaw Bartoszewski (88), von Beruf Historiker, ist Staatssekretär und
Bevollmächtigter von Premier Donald Tusk für den internationalen Dialog. Er
war Botschafter in Österreich (1990–1995) und danach zweimal Außenminister
(1995, 2000/2001). Für seine Verdienste um die Rettung von Juden im Zweiten
Weltkrieg erhielt er die Ehrenstaatsbürgerschaft Israels.

http://derstandard.at/1271376023255/Wie-wenn-man-Klestil-in-der-Kapuzinergruft-bestattet-haette


(ar)

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